Gerade bin ich von drei Monaten in New York wieder nach Frankfurt zurückgekommen. Und schon bin ich von starren bürokratischen Strukturen frustriert bis belustigt.

Zwei Anekdoten

Bei der Arbeitsagentur:

Stimmt Ihre Adresse noch?
— Nein, ich habe meine Wohnung vor meinem Auslandsaufenthalt aufgegeben.
— Und wo wohnen Sie jetzt?
— Bei meiner Freundin. Bis ich weiß, wo ich dauerhaft wohnen werde.
— Aha. Und wo sind Sie polizeilich gemeldet?
— Noch bei der alten Adresse.
— Sind Sie dort denn erreichb–… Steht Ihr Name am Briefkasten?
— Ja, ich denke schon.
— Aber Sie wohnen nicht mehr dort.
— Nein.
— Und wann melden Sie sich um?
— Wenn ich weiß, wo ich dauerhaft wohnen werde.
— Wann wird das sein?
— Keine Ahnung.

Warum mein derzeitiger Lebenswandel dem System Schwierigkeiten macht: Weil ich bei meinem derzeit noch nomadischen Lebenswandel nicht dauerhaft an einer Adresse wohne und erreichbar bin.

Mit der Krankenkasse:

Ich war während meines Anstellungsverhältnisses bei Ihnen gesetzlich versichert. Nach meinem Verständnis kann ich mich jetzt freiwillig weiterversichern.
— Nein, das geht jetzt nicht mehr, da die Frist verstrichen ist; das geht nur direkt im Anschluss an eine bestehende Versicherung.
— Und die Versicherung über die Arbeitsagentur und die private Auslandskrankenversicherung für meinen Auslandsaufenthalt zählen dafür nicht?
— Nein, Sie hätten dafür direkt nach dem Ende Ihres Arbeitsverhältnisses bei uns die freiwillige Versicherung anstreben müssen. Jetzt bleibt Ihnen nur die neue Pflichtversicherung.

Hätte ich wirklich schon vor meiner Kündigung wissen sollen, was ich danach machen würde – in Amerika bleiben? die Freiberuflichkeit anstreben? ein Startup gründen oder einsteigen?

Leben ist (aktives) Werden

Systeme und Strukturen sind auf Bestand und Konstanz ausgelegt, nicht auf dauernde Veränderungen und ständigen Flux. Sie sind nach dem Lebensentwurf der „Masse“ modelliert, und flexible oder unkonventionelle Lebensentwürfe haben es da schwer. Mich erinnert die Situation daran, wie große Unternehmen beim Einsatz von Systemen wie SAP ihre Prozesse der Software anpassen – und nicht andersherum.

Sich in etablierten Strukturen zu bewegen ist der einfache Weg. Wenn man sich aber auf dem Fluss des Lebens nicht einfach treiben lassen will sondern auch mal das ein oder andere Ufer ansteuern will, muss man eben auch mal quer zum Strom schwimmen.

„Lebensentwurf“ ist ein schönes Wort – lasst uns nicht das Leben, das andere entworfen haben, gedankenlos übernehmen, sondern lasst uns unser Leben entwerfen und selbst gestalten.